@derStandard Ich habe die österreichische Staatsbürgerschaft selbst erworben und bin mit sehr vielen Aussagen von Isadora Wallnöfer im Video überhaupt nicht einverstanden. Auch viele Forderungen der #NEOS und der #Grunen finden meine Zustimmung nicht.
Ja, in der zuständigen Behörde des jeweiligen Bundeslandes (in #Wien die MA35) gehören die Missstände wie lange Warte- und Bearbeitungszeiten und schikanöse Behandlung behoben. Ja, auch die Einkommensgrenzen sollten neu definiert werden.
In jedem Land bedeutet die Staatsbürgerschaft etwas anderes. Deswegen sind Vergleiche sehr irreführend. Ja, Saudi Arabien handhabt die Staatsbürgerschaft noch restriktiver, aber sie bietet auch ein sehr hohes Grundeinkommen. Die Staatsbürgerschaft von Pakistan oder Sudan bringen deutlich weniger Vorteile.
Die größte genannte Gruppe, die 240.000 deutschen Staatsbürger (m/w/d) in Österreich, scheitert größtenteils nicht an den Voraussetzungen, sondern will nicht auf ihre deutsche Staatsbürgerschaft verzichten. Das habe ich in unzähligen persönlichen Gesprächen mit Betroffenen gehört.
Ich bin ein entschiedener Gegner (männlich) von Doppelstaatsbürgerschaften, aber die Ausführungen würden den Rahmen hier sprengen.
Ob das Sprachniveau B1 oder B2 erforderlich sein soll, um am öffentlichen Diskurs teilzunehmen, weiß ich nicht, aber Mindest-Sprachkenntnisse fürs Wahlrecht zu definieren halte ich für unerlässlich. Zudem konsumieren die Menschen im Zeitalter des Internet häufig Informationen, deren Quellen die hiesige Wertordnung nicht teilen. Das gilt für die bereits Wahlberechtigten auch, aber für die anderen, die in Österreich leben, noch viel mehr - dazu habe ich schon gepostet und ich werde noch was posten.
Die aktuelle Prüfung halte ich für unausreichend, die monierten Fragen finde ich lächerlich leicht. Ich vermisse Fragen zu den Werten des Zusammenlebens und zur Rechtsordnung. Jemand hat sich verletzt oder ist in akuter Notlage, was muss ich tun? Glaube ich die Aussage einer Frau weniger als die eines Mannes? Darf ich jemanden schlagen, der meine Ehre beleidigt? Darf ich mit Gewalt zurücknehmen, was mir gestohlen wurde?
Die Verleihung der Staatsbürgerschaft an Vertriebene (m/w/d) und deren Nachkommen ohne weitere Anforderungen ist nur die Korrektur eines Unrechts des Nazi-Regimes, jene an Spitzensportler (m/w/d) und Wissenschafter (m/w/d) sehe ich auch kritisch.
Ich warne ausdrücklich vor der Mitbestimmung durch viele Menschen, welche die Werte dieser Demokratie nicht teilen und den jahrhundertelangen Kampf um Bürger- und Menschenrechte nicht verstanden haben. Umso schlimmer, dass viele österreichische Staatsbürger (m/w/d) auch Defizite aufweisen.